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Ein Schmuckstück der Bank Mitglieder

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Das Hauptgebäude aus dem 18. Jahrhundert wurde restauriert

Historisches Hofgut Eggenreute

Bevor der Darlehenskassenverein Amtzell 1928 den Klosterhof in Eggenreute mit sei-ner rund 46 Hektar großen Fläche für 67.000 Mark erwarb, hatte das Anwesen schon eine 683 Jahre alte Geschichte hinter sich. Zumindest ist das Jahr 1245 belegt, in dem Graf Berthold von Heiligenberg dem Zisterzienserinnenkloster Baindt „Ethechun-ruti“ zum Geschenk machte. 30 Jahre später ging der Besitz dann mit allen Rechten und der Gerichtsbarkeit an das Kloster Wein-garten über, wo es fast 530 Jahre verblieb. Hatte das Kloster seine Besitzungen im Raum Karsee zum „Gotteshausamt Karsee“ zusammengefasst, so wird um 1700 vom „Amt Eggenreute“ und seinen 36 Höfen gesprochen. Verwaltet wird das Amt weiter-hin von Weingarten aus. Die einzelnen Höfe werden an Bauern, den so genannten „Lehensnehmern“, verpachtet.

Allein der „Klosterhof“ nimmt hier eine Ausnahmestellung ein. Er ist der Ort, wohin alle anderen Lehensnehmer von Karsee ihre Naturalabgaben abzuliefern haben. Deshalb gehört zum Hof auch die „Zehntscheuer“ zur Lagerung dieser abgegebenen Waren – wie beispielsweise Getreide. 1744 werden „auf gnädigen Befehl des hochlöblichen Reichsstiftes und Gotteshauses Weingarten“ alle Felder um den Klosterhof, der in den letzten Jahrzehnten seines Bestehens auch als „St. Petrushof“ bezeichnet wird, geome-trisch vermessen. Unter Abt Dominikus

Schnitzer wird das heute stehende Wohn-gebäude (die Jahreszahl 1776 steht noch immer über dem Türeingang) gebaut.

Königreich übernimmt Klosterhof

Im Zuge der Säkularisation kommt das Ende der Reichsabtei Weingarten und damit die Aufhebung und Enteignung des Klosters. Der gesamte Besitz, darunter der Klosterhof Eggenreute, fällt 1803 an Wilhelm V. von Nassau-Oranien, der es aber bereits 1806 dem Königreich Württemberg übergeben muss. Konrad Pfau, der letzte Lehensnehmer, kann den Klosterhof 1821 über das König-liche Kameralamt Wangen günstig käuflich erwerben. Nach weiteren Eigentümern wurde das Hofgut nun schließlich im Jahr 1928 verkauft.

Da kommt nun der Darlehenskassenverein Amtzell ins Spiel. Bei einer Gegenstimme votierte die Generalversammlung eindeutig für den Erwerb des Klosterhofes und nimmt damit eine große Verpflichtung auf sich. Haftet doch jedes Mitglied mit seinem vol-len Vermögen für die Verbindlichkeit des Vereins. Schon 1932 sieht es so aus, als wenn die Last nicht mehr zu tragen ist, es wird an einen Weiterverkauf gedacht. Die Rettung kommt in Form einer Genossen-schaftshilfe von 28.000 Reichsmark. Jetzt können die dringend erforderlichen Erneue-rungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Treffpunkt der Jungviehhalter

Interessant noch zu erwähnen, dass in den Räumen der bäuerlichen Wohnung ein Weidewärter lebte, dessen Stube sich zum Treffpunkt der Jungviehhalter entwickelte. Daraus entstand dann im Laufe der Jahre eine einfache Gaststätte. Bis heute wird die 1970 im ersten Stock des Klosterhofes ein-gebaute Wohnung dem jeweiligen Gast-stättenpächter überlassen. Seit diesem Datum unverändert bleibt auch das Vor-gehen, die in Koppeln aufgeteilten Felder auf sechs Jahre an bietende Bauern zu ver-pachten.

Dazu kommt, dass in den 90er-Jahren die AnschlüsseandasöffentlicheWasserleitungs- und Kanalnetz der Stadt Wangen die alten privaten Regelungen ablösten. Immer wie-derkehrende Überlegungen, das gesamte Anwesen zu verkaufen, da es trotz Holz-erlösen und Pachtgeldern oft ein jährlicher Zuschussbetrieb ist, finden bei den Mit-gliedern keine zustimmende Mehrheit. Das unter zwei Jahrhunderten Not gelittene Fachwerk des Wohnhauses erfordert stän-dige Instandsetzungen, die teilweise nur notdürftig durchgeführt wurden.

Nachdem das Hofgut Eggenreute im Zuge der Fusion der Raiffeisenbanken Amtzell, Ankenreute-Schlier, Bodnegg undWaldburg im Januar 2000 in das Eigentum der neuen Raiffeisenbank Vorallgäu übertragen wurde, erhielt die Gaststätte eine neue Küche. Wäh-rend sich die Pächter der 18 Parzellen – ausschließlich Mitglieder der Raiffeisenbank – verpflichten mussten, die Grundstücke tatsächlich landwirtschaftlich zu bewirt-schaften, wurden die Nebengebäude einer anderen Nutzung zugeführt. Sie dienen heute Vereinen zur Lagerung von nicht ständig benötigten Utensilien.

„Seit der Fusion steht das Thema Renovie-rung immer wieder auf der Tagesordnung“, sagt Vorstandsmitglied Rainer Widemann. Als man vor zwei Jahren den Entschluss ge-fasst habe, die Fassade des denkmalge-schützten Gebäudes zu richten, da hätten sich bei einer Prüfung erhebliche Baumängel gezeigt. „Die Balken waren morsch, dadurch gab es statische Probleme“, erinnert sich Widemann.

Wir machen den Weg frei.

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